Caspar David Friedrich - Felsenlandschaft im Elbsandsteingebirge

Das nebelverhangene Tal...

In majestätischer Stille liegt der Nebel über dem Tal von Dormholm. Niemand weiß, wann die weiße Decke das erste Mal über die finsteren Tannengründe gezogen wurde, doch selbst die verwitterten Bäume haben vergessen, wie sich die Sonne auf ihrer moosüberwucherten Borke anfühlt.
Grau ragt im Norden Tunkelin auf, eine Stadt so trostlos wie keine zweite. Mit dem Nebel sind Kälte und Tod in die engen Gassen gekrochen und haben sich dort eine Heimstatt gemacht.
Verlassen sind die farblosen Gassen, sieht man einmal von den schemenhaften Gestalten ab, die sich darin einen Krieg um das Gesicht der Stadt liefern.
Im Süden herrscht der Wald, alt wie die Steine, viel älter als die Stadt. Das düstere Labyrinth aus Ästen birgt so mancherlei Absurdität und einige munkeln, dass sich in seinem Zentrum ein Schloss befindet, in dem die Mutter der Bäume höchstselbst thront. Doch der Nebel malt tückische Bilder und so ist nicht alles für bare Münze zu nehmen.
Mitten zwischen Wald und Stadt liegt ein Park mit sauber gestutzten Hecken, Springbrunnen, Wasserkanälen und kupfernen Brücken. Dies ist der Ort, an dem du, geneigter Leser, erwachst und deine Reise durch das Tal von Dormholm beginnst.
Auf deinem Weg begegnest du Menschen, die undurchsichtig sind wie der wabernde Nebel, der sie umgibt. Doch auch das Land selbst birgt ein Geheimnis, denn jeder Pfad, den du einschlägst, scheint dich unvermeidlich wieder zum Wegweiser im Zentrum des Parks zurückzuführen.
Wird es dir dennoch gelingen den weißen Schleiern zu entfliehen oder wirst du schließlich vom Nebel umschlossen werden und in ihnen versinken? Meine besten Wünsche begleiten dich.

Ein Rollenspielbuch der alten Schule

Dormholm ist mehr Spiel als Geschichte, mehr Rätsel als Abenteuer. Damit unterscheidet es sich stark von Der Tempel Der Zerstörung, in dem dem Leser für mehr oder minder jedes Problem alternative Lösungen aufgetischt werden.
Noch einmal: Dormholm ist nicht so. Der Umfang beträgt 600 Abschnitte, die allerdings miteinander vernetzt sind wie ein Wollknäuel. Dormholm ist gnadenlos, denn wenn der Spieler ein Ziel erreichen will, hat jede noch so unbedeutende Entscheidung gravierende Konsequenzen.
Und selbst herauszufinden, was denn nun eigentlich ein Ziel sein könnte, erfordert Verstand und ein wenig Glück.
Der Nebel ist das Thema dieses Buches und er zieht sich nicht nur durch die Geschichte sondern auch durch das, was ich darüber sagen kann. Denn wenn hinter jeder Ecke ein Geheimnis wartet, so ist schwer, überhaupt etwas zu verraten, ohne zu viel zu verraten.
Und wie der Nebel manchmal die Sicht versperrt, so erfährt der Leser auch oft nicht, welche Optionen ihm am Ende eines Abschnittes zur Auswahl stehen. Die Technik der versteckten Referenzen wird in Dormholm exzessiv eingesetzt, sodass scheinbare Sackgassen sich nur aufschließen, wenn der Spieler den richtigen Schlüssel hat und weiß, dass es nun an der Zeit ist, ihn einzusetzen.
Dormholm ist kein Buch, das seine Geheimnisse leicht preisgibt, doch gerade das wird es sein, was dem Leser alles abverlangen wird und ihm schließlich das Vergnügen verschafft, das nur ein hart erkämpfter Sieg ihm bieten kann.

Über

Geschichten und Spiele aus der wilden Welt von Relegatia.